Der Ehrenfriedhof in Dessau
Die Todesanzeigen mit dem Eisernen Kreuz an der Spitze, die in Dessauer Zeitungen fortlaufend erschienen, machten bereits 1914 deutlich, wie zahlreich die Opfer waren, die der Krieg von der Bevölkerung forderte. Auf einem von der Stadtverwaltung zunächst provisorisch als Begräbnisstätte hergerichtetes Geländegrundstück wurden die Kriegsgefallenen gebettet.
Auf diesem "Ehrenfriedhof" fand auch Hauptmann Oswald Boelcke (1891 - 1916) seine letzte Ruhestätte. Nach der Trauerfeier in der Kathedrale von Cambrai wurde der Sarg nach Dessau überführt. Die Stadt hatte Trauerschmuck angelegt. Wie in Cambrai kreisten Flugzeuge am Himmel als der Sarg aus der Kirche getragen wurde. Schier endlos war der Trauerzug, der Oswald Boelcke zum Ehrenfriedhof geleitete, während Oberstleutnant Lieth-Thomsen (1867 - 1942) die Grabrede hielt.
Schon unmittelbar nach seinem tragischem Ende hatten wohlhabende Dessauer erhebliche Beträge für einen Fonds gestiftet, dessen Mittel für den Bau eines Boelcke-Denkmals verwendet werden sollten. Auch eine Spende der Deutschen Luftstreitkräfte von 50.000 Mark war diesem Fonds zugeflossen.
Professor Albinmüller wurde mit der Schaffung eines Boelcke Ehrenmals beauftragt, das gleichzeitig auch das Gedächtnis an die anderen Weltkriegsgefallenen wachhalten sollte. Der Krieg verhinderte zunächst die Ausführung von Albinmüllers Denk- malplänen. Auch die nach dem Kapp-Putsch (März 1920, Putsch kaisertreuer Politiker und Militärs gegen die Weimarer Regierung) in Erscheinung getretene Abneigung eines großen Teils der Bevölkerung gegen alles, was mit Militär zusammenhing, verzögerte den Bau bis sich durch die ständig fortschreitende Geldentwertung den Denkmalfond allmählich aufzuzehren drohte.
Das Denkmal wurde nun auf Wunsch des damaligen Oberbürgermeisters Kurt Hesse in erster Linie Ehrenmal für alle Dessauer Weltkriegsgefallenen, während die besondere Ehrung Oswald Boelckes auf die Errichtung eines steinernen Sarkophags über einer dem Denkmal vorgelagerten Ruhestätte beschränkt blieb.
In Anwesenheit eines großen Teils der Dessauer Bevölkerung und Vertretern der ehemaligen Deutschen Luftstreitkräfte (u. a. eine Abordnung der Jagdstaffel B), fand am 30. Oktober 1921 die Denkmalsweihe statt.